top of page

#Tanz-Geschichte N°6: Ballett der Neuzeit (Teil 3)

Aktualisiert: 10. März 2021

Das Ballett begleitet uns nun seit rund sechs Jahrhunderten und sowie sich die Mode, die Musik und die Gesellschaft verändert, so wurde auch das Ballett von Tag zu Tag geformt und angepasst. Natürlich werden in erster Linie die Klassiker und damit auch ältere Stücke vorgeführt, wie etwa Romeo und Julia. Doch wie sieht es in der Moderne aus? Was hat sich verändert?


Der Wandel des Balletts ist ein unglaublich Spannender. Aus einfachen und langsamen Bewegungsabfolgen an der Stange wurden schnelle und anspruchsvollere Übungen. Das „Auswärts“ in der ersten Position war anfangs bei simplen 45 Grad, während die Muskeln der Balletttänzer*Innen heutzutage so trainiert werden, dass bei Profis ein 90 Grad Winkel zu erwarten ist. Auch auf der Spitze ist es heute angesehen, wenn man einen sehr gedehnten und gebogenen Rist hat, und Herren sind auch drauf und dran Spitzenschuhe zu tragen. Diese und viele andere Veränderungen der Moderne prägen nach und nach das Ballett.


Das Staatsballett Berlin führte 2018 die Premiere des modernen Balletts „Half life“ in der Komischen Oper Berlin auf. Dieses Stück ist sehr abstrakt und lässt viel Interpretationsraum offen. Die Tänzer*Innen tanzen eine sehr minimalistische und simple, jedoch trotzdem anspruchsvolle Choreografie. Das Stück dauert insgesamt 50 Minuten und versetzt die Zuschauer*Innen in einen Rausch, da der Tanz von hämmernder und taktvollen, aber monotonen Musik geführt wird. Meiner Meinung nach ein gutes Einstiegs-Beispiel in die sterile und offene Moderne des Balletts:




Ein weiteres Beispiel für Ballett in der Neuzeit ist „Modern Masters“ des English National Ballets. Man könnte fast glauben es sei Modern Contemporary, jedoch befinden sich sehr viele Ballettelemente in diesem wunderschönen Stück. Die Tänzer*Innen tanzen ohne Spitzenschuhe oder Schläppchen und doch werden sie von klassischer Musik begleitet. Die Tänzerinnen tragen ein enges Korsett und die Männer enge Unterwäsche, auch mit einem Sport-BH und das alles in der jeweiligen Hautfarbe der Artists, was einen sehr "nackten" Eindruck hinterlässt.

Dieses Stück ist sehr verträumt und hat - auf mich persönlich - eine beruhigende Wirkung. Auch hier ist sehr viel Interpretationsfreiraum. Alles in allem ist dieses Stück ein perfektes Beispiel für „Contemporary Ballett“.




Neben unzähligen modernen Ballettaufführungen konkurrieren auch mutige Balletttänzer*Innen bei großen Shows, wie beispielsweise bei World of Dance, gegen Tänzer*Innen anderer Tanzrichtungen an, die man viel eher bei solchen Showdance-Competitions erwarten würde. Kayla Mak, eine unglaublich begabte Tänzerin, schaffte es bei genannter Competition bis ins Finale und bewegte mit ihrer Leidenschaft die Seelen aller Zuschauer. Zu moderner Pop-Musik schüttet sie ihr Herz aus: Ein weiterer Beweis, dass Ballett schon lange nicht mehr das rein Klassische ist, wie vor einigen Jahren. Auch ihr Outfit zeugt von moderneren Zeiten. Kayla hebt sich so von dem klassischen Ballett ab und zeigt, wie modern und vielseitig Ballett sein kann.



Das letzte Beispiel ist nicht nur choreografisch und musikalisch contemporary, sondern auch das Aussehen des Tänzers. Sein Name ist mittlerweile ein recht bekannter in der Tanzwelt: Sergei Polunin. Mit seinem Stil und vielen großen Tattoos auf der Haut, die er beim Tanzen und in folgendem Video auch zeigt, setzt er dem „braven“ Ballett ein deutliches Ende. Für viele ist er ein Vorbild, da er selbstbewusst mit seinem Aussehen umgeht und gegen den Strom schwimmt. Seine Choreografien lassen sich wirklich sehen, da er nicht nur eine scharfe Technik, sondern auch pure Leidenschaft zutage legt. Heutzutage, in der modernen Neuzeit, ist Sergei Polunin ein perfektes Beispiel für Selbstbestimmtheit und Selbstbewusstsein. Sein Video bedeutet Gänsehaut auf der Haut:




Sowie alles auf dieser Welt ist also auch Ballett im Wandel und dieser ist sogar maßgebend für die Freiheit der kreativen Auslebung der Menschen, da erkannt wird, dass man sich heutzutage nicht mehr an die Regeln halten muss, wie es vor einigen Jahren noch Usus war. Man experimentiert, provoziert und schafft neue Welten, neue aber temporäre Grenzen, die jedoch auch entstehen, um sie wieder überschreiten zu können.

Diese Neubelebung, diese Veränderung mag vielleicht nicht der Norm entsprechen und vielleicht sogar respekteinflösend sein, dennoch ist es doch so spannend und wichtig für die Gesellschaft, Freiheit auszudrücken und zu zeigen, dass man heute wirklich alles machen kann, was das Herz begehrt.





144 Ansichten0 Kommentare
bottom of page